Ausdünnen und Sterben lassen

Wenn ich sage, dass es dieses Jahr zu wenig regnet, erzähle ich niemanden etwas neues. Die einen hatten in den vergangenen mehr Glück, die anderen weniger. – Ich gehöre definitiv zu denen, die weniger Glück hatten. Meine Tonnen sind leer. 2000 Liter an Regenwasser kann ich speichern und die beiden Tonnen, die an die Regenrinne angeschlossen sind, haben nicht nur eine große Dachfläche, die sie speist, nein, auch ein großes Volumen.

Jetzt ist nix mehr drin, was man mit einer Gießkanne noch herausholen könnte. Sogar die Mückenlarven im alten Karpfenbecken sind verendet, weil das Pfützchen darin kein Leben mehr zulässt.

Da ich in den vergangenen Wochen reichlich Tomaten und Gurken ernten konnte, inzwischen aber wegen der Trockenheit bei einigen Tomaten bereits Blütenendfäule auftritt und ich eben mit dem Gießen nicht mehr nachkommen kann, weil es einfach an Wasser fehlt, habe ich mich heute zu einem drastischen Schritt entschlossen: Ich habe die Blattmasse reduziert.

Harte Zeiten verlangen harte Maßnahmen und bevor gar nichts davon mehr durchkommt, habe ich eben weniger daraus gemacht. – Anderes ist ohnehin schon welk und kaputt und damit mit in der Mörtelwanne gelandet. Das Material darin lasse ich jetzt trocknen und nehme es dann zum Mulchen. (Im Übrigen habe ich heute noch einmal fast 1kg Tomaten runter. Was das angeht, werden wir ohnehin nicht verhungern.)

Und dann habe ich eben noch ein bisschen trockenes Gras und gefallenes Laub zusammen gekratzt um Mulchen zu können. Einzig dort, wo das Planschbecken stand gibt es noch grüne Wiese. (Zwischen gelbem Gras und Weißklee halten sich jedoch Hornklee, Schafgarbe und Wilde Möhre erstaunlich hartnäckig.)

Das Planschbecken ist inzwischen allerdings abgebaut, weil unsere Tochter kaum noch rein wollte. Ihr war draußen zu warm und das Wasser vergrünte ohnehin schneller als man schauen konnte – und Trinkwasser ist kostbar. (Natürlich habe ich das Wasser aus dem Planschbecken auch noch zum Gießen genommen).

Jüngst füllte ich noch einmal meine beiden blauen Tonnen, in die ich sonst Regenwasser umschöpfte, wenn die Tonnen mit Regenrinnenanschluss zu voll sind, mit dem Schlauch auf – aber wer soll das denn bezahlen? Ich sehe es ehrlich gesagt nicht ein.

Auch den Steingarten, in welchen ich eingesät hatte, werde ich nun nicht mehr gießen. Noch finden die Hummeln an der Ochsenzunge einiges an Nahrung, aber die ersten Jungköniginnen fliegen auch schon und im Anbetracht der Tatsache, dass die üblichen Wespen auch immer lästiger werden und anderswo die ersten leeren Nester gefunden wurden, kann ich an dieser Stelle wohl auch etwas kontrollierte Vernachlässigung üben.

Im Topfgarten ist auch einiges hinüber. Der eine Thymian am Geländer, die Kapuzinerkresse beim Leiterwagen, die billigen Dahlien aus dem Supermarkt, die ich mir als Farbklecks eingebildet hatte…

So ist das eben, wenn es lange heiß und lange trocken ist und die „Extremwetterlage“ uns Entscheidungen abverlangt.

Dennoch kann ich sagen: Das Konzept Drei-Zonen-Garten funktioniert. Permakultur funktioniert. Mulchen funktioniert. – Und Obst gibt es dieses Jahr ohnehin reichlich.

Ich habe Pflaumenmus und Apfelmus eingekocht. Tomaten-Paprika-Soße und Tomaten-Zucchini-Soße habe ich auch in Gläser gefüllt. Ich habe das ein oder andere davon sogar schon in dankbare Hände weiterverschenkt. Gurken, Tomaten, Pflaumenmus… Damit kann man anderen Freude machen.

Sehr lecker ist es obendrein.

„Aus garantiert kontrolliert-unkontrolliertem und giftfreiem Eigenanbau“ habe ich gesagt – und es so gemeint. Mulchwurst und Dauer-Humus zum Dank hatte ich noch Erträge, als andere sich wunderten, dass ich tatsächlich noch etwas habe, während sie in ihren konventionell-traditionell geführten Gärten eben nichts mehr haben.

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Ja, es ist fürchterlich trocken. Ja, vieles geht kaputt. Ja, ohne gießen hätten meine Hochbeete auch nichts abgeworfen, aber ich habe deutlich weniger Wasser gebraucht, als man annehmen sollte.

Und jetzt? Unser letzter richtiger Regen war am 29.7.2018 und brachte uns nach 2,5 Wochen nichts nur 10l/qm. Dienstag vergangene Woche hatten wir in 5 min Nieselregen 1l/qm. Heute täuschte es einmal mehr an und es reichte kaum, den Asphalt nass werden zu lassen.

Wenn meine Tonnen jetzt endgültig leer sind, wird nicht mehr gegossen. Diese Entscheidung habe ich heute gefällt. Kein Wasser mehr für die Hochbeete. Auch für den Topfgarten nicht. Ich bin mir sicher, dass einiges durchkommen wird. – Anderes aber eben nicht.

Nächstes Jahr werde ich von vorneherein weniger Tomaten anbauen und dafür mehr, was mit weniger Wasser auch zurecht kommt – und auch wieder nur eine Gurke, die ich aber wohl schon vorher etwas bändigen werde.

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